Osteopathieurteil für Physiotherapeuten und sektorale Heilpraktiker/Physiotherapie

Laut Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf vom 8.09.2015 ist es Physiotherapeuten und sektoralen Heilpraktikern/Physiotherapie offiziell untersagt, die Osteopathie zu praktizieren. Dieses bleibt weiterhin ausschließlich Voll-Heilpraktikern und Ärzten vorbehalten.

Physiotherapeuten dürfen selbst nach ärztlicher Verordnung diese therapeutische Maßnahme nicht durchführen.

Es heißt, die osteopathischen Behandlungen könnten mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein und setzen daher medizinische Fachkenntnisse voraus. 

Dieses Verbot betrifft nicht zugelassene Heilpraktiker, wenn diese eingesetzte Mitarbeiter wären. In diesem Fall wäre der Physiotherapeut/in nicht miteinbezogen, d.h. die Therapie läuft ausschließlich über den Heilpraktiker.

Als Folge dürfen keine osteopathischen Behandlungen durch die Physiotherapeuten mehr von Krankenversicherungen übernommen werden, falls diese ärztlich verordnet wurden.

Weiterhin gilt ein Werbeverbot für die Osteopathie. Es kann zu Abmahnungen kommen, diese Werbepraxis einzustellen.

Diese Nachrichten haben eine Welle konfuser Reaktionen ausgelöst.

Im Internet ist u.a. zu lesen, dass “Wettbewerbsverbände“ oder „Konkurrenz“ aus dem Heilpraktikerbereich die Physiopraxen aufgrund dieses Urteils abmahnen werden.

 

Solche Behauptungen sind haltlos. Volle Heilpraktiker arbeiten auf anderen Ebenen, und diejenigen unter ihnen, welche ausschließlich die Osteopathie praktizieren, haben einen extrem gefüllten Terminplan, sodass sie weder Zeit noch Lust haben, sich solcher Praktiken zu bedienen.

 

Dieses merkwürdige Konkurrenzdenken ist ohnehin fehl am Platz. Immerhin handelt es sich bei Heilberufen nicht um Geschäfte, sondern in erster Linie darum, kranken Menschen zu helfen. Diese Behauptung ist nach wie vor nicht überzogen. In diesem Sinne gibt es keine Konkurrenz, wer das nicht einsehen kann sollte möglicherweise seine Berufswahl noch einmal überdenken. Auch ohne engstirniges Konkurrenzdenken ist das Gebiet der Gesundheitserhaltung äußerst schwierig zu erfüllen.

 

Tatsache ist nach wie vor, dass Physiotherapeuten aufgrund ihrer Grundausbildung einschließlich manueller Fortbildung häufig nur über geringe Kenntnisse schwerwiegender degenerativer  sowie gefährlicher meldepflichtiger Infektionskrankheiten verfügen. Es lag nicht in ihrem Behandlungsspektrum, und vieles, was früher theoretisch gelernt wurde, ist schnell vergessen, wenn es nicht in der täglichen Praxis wieder auftaucht.

Abgesehen davon sind diejenigen der Kollegen, welche sich ausschließlich auf die Regeneration von Sportlern und Sportverletzungen spezialisiert haben, ohnehin nicht besonders gut vertraut mit diesen Themen.

 

Da wir bundesweit einem großen Anteil der Physiotherapeuten durch Vermittlung an das angeschlossene Seminarzentrum zum Titel des sektoralen Heilpraktikers für Physiotherapie verhelfen konnten und sehr viele Schulungen diesbezüglich absolvierten, haben wir einen guten Einblick über den Wissenstand. Nach der Schulung waren einige Lücken gefüllt, leider reichen die vorgegebenen 60 Stunden nicht aus, um die Kenntnisse nachhaltig zu vertiefen.

Immerhin ist der sektorale HP ein erster wichtiger Schritt zur weisungsunabhängigen Eigenständigkeit.

 

Das Vernünftigste wäre die Überprüfung zum Voll-Heilpraktiker, damit künftig alle Einschränkungen zum Thema Osteopathie aufgelöst sind.

Diese Möglichkeit sollte genutzt werden, anstatt Zeit durch andauernde Kritik zu verlieren. Die Heilpraktikergesetze existieren nun mal, und jeder hat die Möglichkeit das Beste daraus zu machen. Das Einhalten der Gesetze ist eine der Basen einer gut funktionierenden Rechtsordnung. 

Den Schritt zum vollen Heilpraktiker haben bereits mehrere unserer bisherigen Teilnehmer vollzogen, mit Erfolg. Wer eine Schulung zum sektoralen HP hinter sich hat und somit über die nötigen Grundkenntnisse verfügt, kann durch unsere Vermittlung nach einem konzentrierten, ca. halbjährigen speziellen Prüfungstraining die volle HP-Prüfung bestehen.

Physiotherapeuten ohne die erste Stufe zum sektoralen Bereich werden ein Jahr geschult, da ihnen zu viele Grundkenntnisse im Bereich Gesetze, innere Medizin sowie meldepflichtiger Infektionskrankheiten einschließlich Differentialdiagnostik fehlen.

 

Da die bestehenden Heilpraktikergesetze in den nächsten Jahren wahrscheinlich nicht geändert werden, wäre es ein vernünftiger Weg. Viele Physiotherapeuten waren enorm lernfähig, das positive Bestehen der schulinternen Prüfungen konnte nicht nebenbei erledigt werden.